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Manuskripte
Passauer Rituale, Pergamenthandschrift, um 1380.
Estimate:
€ 20,000 / $ 22,000 Sold:
€ 21,250 / $ 23,375 (incl. surcharge)
Frühes Rituale für Bayern und Österreich
Rituale Passaviense
Lateinische Handschrift auf Pergament. Bayern, ca. 1380.
- Mittelalterliches Rituale für den Gebrauch in der Diözese Passau, von großer Seltenheit
- Enthält Regelungen für eine Vielzahl von priesterlichen Tätigkeiten wie Segnungen, Taufe und Krankenbesuche
- Liturgisches Handbuch nicht nur für Südbayern, sondern auch für den Großteil des heutigen Österreichs, da die Diözese Wien erst 1468 gegründet wurde
- Schön gestaltete Handschrift mit Musiknoten in Hufnagel-Notation
- Dekoratives und guterhaltenes Manuskript in einem zeitgenössischen Holzdeckelband
Im Laufe des Mittelalters wurde eine große Anzahl von Handbüchern für Priester geschrieben, die mit der Seelsorge betraut waren. Fast jede Diözese mit ihren lokalen Riten hatte solche Manuale, die auch als Liber agendarum, Agenda sive benedictionale de actibus ecclesie oder Rituale bezeichnet wurden. Die priesterlichen Aufgaben (Taufe, Buße, Ehe, Letzte Ölung usw.) waren in einer Vielzahl von kleinen Handbüchern enthalten, die schließlich durch das Rituale ersetzt wurden, wie das vorliegende Manuskript. Beschrieben werden die Segnung von Salz und Wasser, von Wein, eine Vielzahl von Ordines, u. a. für die Taufe, die Krankenbesuche mit Viaticum und Letzter Ölung, Gebete für die Toten, Begräbnisgottesdienste und andere Segnungen. Darüber hinaus gibt es Ordines für einen Großteil der Gottesdienste in der Karwoche (Palmsonntag, Karfreitag, Ostern etc.). - Ausführliche Inhaltsangabe auf Anfrage.
Eine Reihe von liturgischen und paläographischen Elementen bestätigt den süddeutschen oder österreichischen Herkunftsort dieses Manuskripts. Die Litanei auf den Seiten 57v-58v enthält solche Heiligen, die speziell mit der Diözese Passau in Verbindung stehen: Der heilige Valentin von Rätien (erster Bischof von Passau), der heilige Udalricus (Ulric von Passau), der heilige Stephanus (Patron des Doms von Passau), der heilige Gallus, der heilige Maximilian von Celeia (zweiter Patron von Passau), die heilige Kunigunde (Gemahlin Kaiser Heinrichs II., heiliggesprochen im Jahr 1200). Vgl. dazu M. Heuwieser, Geschichte des Bistums Passau , Bd. 1, Passau, 1939, S.15-36.
Gedruckt erschien das Rituale erstmals 1490 bei Johann Petri in Passau (GW 472), dann 1498 in Venedig bei Joh. Hamman (GW 473), und nochmals 1514 in Wien.
EINBAND: Nahezu zeitgenössischer rotgefärbter Schafslederband auf 4 Doppelbünden und über Holzdeckeln mit doppelten Streicheisenlinien, die ein gerahmtes Andreaskreuz formen; Buckel- und Schließbeschläge entfernt, feste Vorsatzpapiere mit Ochsenkopf-Wasserzeichen, vergleichbar Briquet Nr.14648 (Innsbruck 1425) und Nr.14645 (Würzburg, 1400-1424). 26,5 : 17 cm. - KOLLATION: 72 Bll. (von 80?), Quaternionen, vermutlich fehlt eine Lage am Ende (Text bricht ab). Blattgröße 25,5 : 17,5 cm. Jede Lage auf dem letzten Blatt verso mit zeitgenöss. Lagensignatur; durchgeh. mit etwas späterer Foliierung. Geschrieben in Textualis formata von zwei verschiedenen Händen (Wechsel ab Fol. 33v) in dunkelbrauner bzw. schwarzer Tinte. 23 Zeilen, mit brauner Tinte regliert. Rot rubriziert, mit zahlreichen 2-zeiligen Lombarden alternierend in Rot und Blau. Insgesamt 27 Blätter mit schwarzer Hufnagel-Notation auf 4 roten und braunen Linien. - Einige liturgische Korrekturen und Ergänzungen von einer Hand des 15. Jhs. Flieg. vord. Pgt.-Vorsatzblatt mit 6 Psalmen einer Sekretariatshand des 15. Jhs.; von ähnlicher Hand ein Inhaltsverzeichnis auf dem vord. festen Vorsatzblatt. Das hintere Vorsatz mit drei lat. Zeilen des späten 15. Jhs.: "Omnia quod fecisti nos domine in vero iudicio fecisti.." sowie unterhalb mit verschmierter Zeile einer etw. späteren Hand. - ZUSTAND: Leicht fleckig, auf Bl. 10 eine 4-zeilige Rubrik rot verschmiert. Rücken unter Verwendung des ursprünglichen Materials fachgerecht restauriert. Für eine liturgische Gebrauchshandschrift in sehr gutem Zustand. - PROVENIENZ: Erik Wirén (1857-1958), aus Stocksund in Schweden, sein Stempel auf dem vord. Innendeckel. Das vorlieg. Manuskript wurde im Oktober 1954 im Rohsska Museum, Göteborg, ausgestellt. Siehe Foteckning over en samling av skiftprov, boktryck och bokband ur framlidne direktor Erik Wirens , 1959, S. 9, Nr.18. - Franz Xaver Wenedetter, Wilhelmsburg (Niederösterreich), Autor u. a. von Wilhelmsburg, seine Geschichte und denkwürdigen Merkmale , 1957. Sein Namensstempel ebenfalls auf dem vord. Innendeckel. - Auktion Sotheby's, 5. Dez. 2006, Lot 84. - Süddeutsche Privatsammlung.
LITERATUR: Vgl. G. H. Karnowka, 1983, S. XI-XXI: "Passauer Handschriften" (Liste von Manuskripten, die in Passau oder für den Gebrauch in Passau kopiert wurden, allerdings meist im Zusammenhang mit der Zusammenstellung von Brevieren).
Very rare medieval compendium for the use in the diocese Passau, outlining a number of priestly duties such as blessings, baptisms, visiting the sick. Liturgical manual for Southern Bavaria and for a large part of what today is Austria, because the diocese Vienna was not established before 1468. Fine manuscript with music notes in horseshoe nail notation. Decorative and well-preserved manuscript in contemporary wooden boards. - Nearly contemporary red-dyed goatskin binding over wooden boards with double slate knife lines that form a framed St. Andrew's cross; buckle- and clasp fittings removed, firm endpapers with ox-head watermark, cf. Briquet no.14648 (Innsbruck 1425) and no.14645 (Würzburg, 1400-1424). 26.5 : 17 cm. - 72 ll. (of 80?), quaternions, presumably lacking one quire at the end (text stops). Size of sheet 25.5 : 17:5 cm. Each quire with contemp. signature on verso of the last leaf; consistently with somewhat later foliation. Written in textualis formata by two different hands (change as of fol. 33v) in dark brown and black ink. 23 lines, slugged in brown ink. Rubricated in red, with many two-line lombards alternating in red and blue. 27 leaves with black horseshoe nail notation on 4 red and brown lines. - Several liturgical corrections and additions by a 15th century hand. Flying vellum endpaper with 6 psalms by a 15th century hand; with a table of content by a similar hand on the front firm endpaper. Rear endpaper with three Latin 15th century lines: "Omnia quod fecisti nos domine in vero iudicio fecisti.." and below with a smeared line by a later hand . Slightly stained, a four-line column on leaf ten red-smeared. Spine skillfully restored using the original material. Given that this is a liturgical manual the work is in a very good state of preservation. - From the possession of Erik Wirén (1857-1958), from Stocksund in Sweden, with his stamp on front pastedown. This manuscript was exhibited at Rohsska Museum, Gothenburg in October 1954. See Foteckning over en samling av skiftprov, boktryck och bokband ur framlidne direktor Erik Wirens, 1959, p. 9, no.18. - Franz Xaver Wenedetter, Wilhelmsburg (Lower Austria). With his name stamp likewise on front pastedown. - Auctioned at Sotheby's, December 5, 2006, lot 84. - From a Southern German private collection.
Rituale Passaviense
Lateinische Handschrift auf Pergament. Bayern, ca. 1380.
- Mittelalterliches Rituale für den Gebrauch in der Diözese Passau, von großer Seltenheit
- Enthält Regelungen für eine Vielzahl von priesterlichen Tätigkeiten wie Segnungen, Taufe und Krankenbesuche
- Liturgisches Handbuch nicht nur für Südbayern, sondern auch für den Großteil des heutigen Österreichs, da die Diözese Wien erst 1468 gegründet wurde
- Schön gestaltete Handschrift mit Musiknoten in Hufnagel-Notation
- Dekoratives und guterhaltenes Manuskript in einem zeitgenössischen Holzdeckelband
Im Laufe des Mittelalters wurde eine große Anzahl von Handbüchern für Priester geschrieben, die mit der Seelsorge betraut waren. Fast jede Diözese mit ihren lokalen Riten hatte solche Manuale, die auch als Liber agendarum, Agenda sive benedictionale de actibus ecclesie oder Rituale bezeichnet wurden. Die priesterlichen Aufgaben (Taufe, Buße, Ehe, Letzte Ölung usw.) waren in einer Vielzahl von kleinen Handbüchern enthalten, die schließlich durch das Rituale ersetzt wurden, wie das vorliegende Manuskript. Beschrieben werden die Segnung von Salz und Wasser, von Wein, eine Vielzahl von Ordines, u. a. für die Taufe, die Krankenbesuche mit Viaticum und Letzter Ölung, Gebete für die Toten, Begräbnisgottesdienste und andere Segnungen. Darüber hinaus gibt es Ordines für einen Großteil der Gottesdienste in der Karwoche (Palmsonntag, Karfreitag, Ostern etc.). - Ausführliche Inhaltsangabe auf Anfrage.
Eine Reihe von liturgischen und paläographischen Elementen bestätigt den süddeutschen oder österreichischen Herkunftsort dieses Manuskripts. Die Litanei auf den Seiten 57v-58v enthält solche Heiligen, die speziell mit der Diözese Passau in Verbindung stehen: Der heilige Valentin von Rätien (erster Bischof von Passau), der heilige Udalricus (Ulric von Passau), der heilige Stephanus (Patron des Doms von Passau), der heilige Gallus, der heilige Maximilian von Celeia (zweiter Patron von Passau), die heilige Kunigunde (Gemahlin Kaiser Heinrichs II., heiliggesprochen im Jahr 1200). Vgl. dazu M. Heuwieser, Geschichte des Bistums Passau , Bd. 1, Passau, 1939, S.15-36.
Gedruckt erschien das Rituale erstmals 1490 bei Johann Petri in Passau (GW 472), dann 1498 in Venedig bei Joh. Hamman (GW 473), und nochmals 1514 in Wien.
EINBAND: Nahezu zeitgenössischer rotgefärbter Schafslederband auf 4 Doppelbünden und über Holzdeckeln mit doppelten Streicheisenlinien, die ein gerahmtes Andreaskreuz formen; Buckel- und Schließbeschläge entfernt, feste Vorsatzpapiere mit Ochsenkopf-Wasserzeichen, vergleichbar Briquet Nr.14648 (Innsbruck 1425) und Nr.14645 (Würzburg, 1400-1424). 26,5 : 17 cm. - KOLLATION: 72 Bll. (von 80?), Quaternionen, vermutlich fehlt eine Lage am Ende (Text bricht ab). Blattgröße 25,5 : 17,5 cm. Jede Lage auf dem letzten Blatt verso mit zeitgenöss. Lagensignatur; durchgeh. mit etwas späterer Foliierung. Geschrieben in Textualis formata von zwei verschiedenen Händen (Wechsel ab Fol. 33v) in dunkelbrauner bzw. schwarzer Tinte. 23 Zeilen, mit brauner Tinte regliert. Rot rubriziert, mit zahlreichen 2-zeiligen Lombarden alternierend in Rot und Blau. Insgesamt 27 Blätter mit schwarzer Hufnagel-Notation auf 4 roten und braunen Linien. - Einige liturgische Korrekturen und Ergänzungen von einer Hand des 15. Jhs. Flieg. vord. Pgt.-Vorsatzblatt mit 6 Psalmen einer Sekretariatshand des 15. Jhs.; von ähnlicher Hand ein Inhaltsverzeichnis auf dem vord. festen Vorsatzblatt. Das hintere Vorsatz mit drei lat. Zeilen des späten 15. Jhs.: "Omnia quod fecisti nos domine in vero iudicio fecisti.." sowie unterhalb mit verschmierter Zeile einer etw. späteren Hand. - ZUSTAND: Leicht fleckig, auf Bl. 10 eine 4-zeilige Rubrik rot verschmiert. Rücken unter Verwendung des ursprünglichen Materials fachgerecht restauriert. Für eine liturgische Gebrauchshandschrift in sehr gutem Zustand. - PROVENIENZ: Erik Wirén (1857-1958), aus Stocksund in Schweden, sein Stempel auf dem vord. Innendeckel. Das vorlieg. Manuskript wurde im Oktober 1954 im Rohsska Museum, Göteborg, ausgestellt. Siehe Foteckning over en samling av skiftprov, boktryck och bokband ur framlidne direktor Erik Wirens , 1959, S. 9, Nr.18. - Franz Xaver Wenedetter, Wilhelmsburg (Niederösterreich), Autor u. a. von Wilhelmsburg, seine Geschichte und denkwürdigen Merkmale , 1957. Sein Namensstempel ebenfalls auf dem vord. Innendeckel. - Auktion Sotheby's, 5. Dez. 2006, Lot 84. - Süddeutsche Privatsammlung.
LITERATUR: Vgl. G. H. Karnowka, 1983, S. XI-XXI: "Passauer Handschriften" (Liste von Manuskripten, die in Passau oder für den Gebrauch in Passau kopiert wurden, allerdings meist im Zusammenhang mit der Zusammenstellung von Brevieren).
Very rare medieval compendium for the use in the diocese Passau, outlining a number of priestly duties such as blessings, baptisms, visiting the sick. Liturgical manual for Southern Bavaria and for a large part of what today is Austria, because the diocese Vienna was not established before 1468. Fine manuscript with music notes in horseshoe nail notation. Decorative and well-preserved manuscript in contemporary wooden boards. - Nearly contemporary red-dyed goatskin binding over wooden boards with double slate knife lines that form a framed St. Andrew's cross; buckle- and clasp fittings removed, firm endpapers with ox-head watermark, cf. Briquet no.14648 (Innsbruck 1425) and no.14645 (Würzburg, 1400-1424). 26.5 : 17 cm. - 72 ll. (of 80?), quaternions, presumably lacking one quire at the end (text stops). Size of sheet 25.5 : 17:5 cm. Each quire with contemp. signature on verso of the last leaf; consistently with somewhat later foliation. Written in textualis formata by two different hands (change as of fol. 33v) in dark brown and black ink. 23 lines, slugged in brown ink. Rubricated in red, with many two-line lombards alternating in red and blue. 27 leaves with black horseshoe nail notation on 4 red and brown lines. - Several liturgical corrections and additions by a 15th century hand. Flying vellum endpaper with 6 psalms by a 15th century hand; with a table of content by a similar hand on the front firm endpaper. Rear endpaper with three Latin 15th century lines: "Omnia quod fecisti nos domine in vero iudicio fecisti.." and below with a smeared line by a later hand . Slightly stained, a four-line column on leaf ten red-smeared. Spine skillfully restored using the original material. Given that this is a liturgical manual the work is in a very good state of preservation. - From the possession of Erik Wirén (1857-1958), from Stocksund in Sweden, with his stamp on front pastedown. This manuscript was exhibited at Rohsska Museum, Gothenburg in October 1954. See Foteckning over en samling av skiftprov, boktryck och bokband ur framlidne direktor Erik Wirens, 1959, p. 9, no.18. - Franz Xaver Wenedetter, Wilhelmsburg (Lower Austria). With his name stamp likewise on front pastedown. - Auctioned at Sotheby's, December 5, 2006, lot 84. - From a Southern German private collection.
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Manuskripte
Passauer Rituale, Pergamenthandschrift, um 1380.
Estimate:
€ 20,000 / $ 22,000 Sold:
€ 21,250 / $ 23,375 (incl. surcharge)